Chronik des Minichhofes


Im Jahre 1201 bestätigte Herzog Leopold VI. dem Kloster Zwettl die Schenkung einer Hufe in Eggenburg durch Wolfker von Egenburg, welche bereits vor 1175 erfolgt sein muss.

Die Zwettler Mönche richten auf dem Münichgut (=Mönchsgut) außerhalb der Stadt einen Meierhof ein und bewirtschaften ihn mit Hilfe von Laienbrüdern.

Die Laienbrüder schlugen aber nicht im Meierhofe ihre Wohnung auf, sondern erwarben vom Stift Klosterneuburg einen verfügbar gewordenen Hof zu Burgrecht. Hier erbauten sie eine Kapelle aus Stein und weihten sie dem Hl. Johannes dem Täufer. Die romanische Apsis des Eggenburger Johanniskirchleins ist noch heute erhalten.

Am 1. November 1291 verkaufte Friedrich von Ruchendorf, auf dessen Vater die grundherrlichen Rechte des Dorfes Stoitzendorf und des Münichhofs vom Stift Klosterneuburg übergegangen waren, das Eigentumsrecht des damals noch vor der Stadt gelegenen Münichhofs den Johannitern zu Mailberg.

Nach längerem Rechtsstreit wurde im Jahre 1295 die alte Ordnung wieder hergestellt. Stoitzendorf und der Münichhof waren wieder im Eigentum des Stiftes Klosterneuburg und das Stift Zwettl  war Lehen- und Burgrechtsbesitzer des Münichhofs und des Münichgutes, hatten also nur den Grundzins zu zahlen.

1303 widmete Syboto (Seibot), der Amtmann des Klosters Zwettl in Eggenburg unter anderem drei Joch Acker.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts kam es zu bedeutsamen Veränderungen im Münichhof, als die Brüder von Zwettl den Hof verließen und ihn im Jahre 1404 an die Stadt verkauften.

Von dieser erwarb ihn Michael Wiczman und nach drei Jahrzehnten erwarb ihn der bisherige Pfarrer von Sallapulka, Herr Virgilius, ein Herzogenburger Chorherr. Der Kaufabschluss erfolgte am 16. Oktober 1434. Herr Virgilius war aber auf die Zustimmung des Rates zum Kauf des Münichhofes angewiesen, und zwar um so mehr, als er bestimmte, dass der Hof nach seinem Tode an das Stift Herzogenburg übergehen solle.

Unter Bürgermeister Peter Scherer, Richter Hanns Chelbl und „Rat und Gemein zu Egenburg“ wurde den Herzogenburger Chorherren am 30. Mai 1436 die Zustimmung zum Ankauf des Münichhofs erteilt. Nun hatte der Münichhof seinen Namen in „Herzogenburger Hof zu Egenburg“ geändert.

1514 erstand der vermögende Burgschleinitzer Pfarrer Veit Rumpler den Münichhof als Ruhesitz, ließ ihn herrschaftlich ausgestalten und wie einen Edelsitz mit seinem Wappen aus Stein verzieren (heute im Innenhof zu sehen), gab ihn aber wieder nach sechs Jahren an das Stift Herzogenburg zurück. 

Im Jahre 1520 schließlich wurde der Münichhof  unter dem Bürgermeister Hans Hopf an die Stadt Eggenburg verkauft.

Der Rat machte aus dem Gebäude ein Rathaus, dessen Bestand schon für das Jahr 1524 bezeugt ist.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts war die Vermögenslage der Stadt sehr günstig und zumeist gut ausgeglichen. Die wichtigsten Einnahmequellen für die Stadt waren der Ausschank von Bier und städtischem Eigenbauwein im Rathaus sowie die Teichwirtschaft, welche alle anderen Einnahmen überwogen. Bei den Ausgaben standen nun der Ausbau und die Ausgestaltung für das neue „Gebäu beim Rathaus“, Ratssaal, Kanzlei und „Gehaim“ sowie für andere Teile des Rathauses, nämlich das Waaghaus und das Mueshaus und die Herstellung der Türme im Vordergrund.    Der Umbau begann noch unter dem

Bürgermeister Friedrich Eckstein und wurde von dessen Nachfolgern Thoman Zäch (1549/50) und Hanns Khellner (1551/52) fortgeführt und in

der Hauptsache vollendet. Der alte Münichhof hatte offenbar seinem nunmehrigen Zwecke und zeitgemäßen Ansprüchen längst nicht mehr genügt. Vor allem hatte sich der Mangel geeigneter Amtsräume empfindlich

bemerkbar gemacht. Zur Abhilfe wurde der nordseitige Flügel des Hofes größtenteils abgetragen und neu aufgebaut, der übrige Teil des Hauses aber nach und nach dem Bedarf entsprechend umgestaltet.

Es entstand so 1544 das „Neue Gebäu“ mit der großen Ratsstube, dem Kleinen – oder Stadtschreiber Stübel, auch Kanzlei genannt, und dem Inneren Gewölb, wegen seiner Bestimmung zur Aufbewahrung von Urkunden, Geldern und sonstigen wertvollen Dingen auch „Gehaimb“ genannt. Gegen Westen schloss das Gerichtshaus an, dessen Erdgeschoß als „Nachrichterhaus“ oder „Dienerhaus“ bezeichnet wurde. Daher war der Name des dort heute noch vorbeiführenden Gässchens „Dienergassel“.

Hier entstand auch der Großbrand des Jahres 1808, als beim Schmalzauslassen die Pfanne kippte und das Feuer im Nu auf die ganze Stadt übergriff, wobei von den 220 Häusern Eggenburgs nur 17 unversehrt blieben. Das Dienerhaus umfasste die Wohnstube des Gerichtsdieners und einen heizbaren Haftraum für so genannte bessere Leute, die wegen eines gröberen Verstoßes gegen die bürgerliche Ordnung eine kurze Freiheitsstrafe zu verbüßen hatten oder sich zur Aburteilung in Untersuchungshaft befanden.

In einem der Ratsprotokollbücher, nämlich dem aus dem Jahre 1670, steht auf der ersten Seite: „Angefangen den 4. Martii A.D. 670. Von Dominico Altman Notario Publico und Stattschreiber alda”. Am Schriftbild ist im vorhergehenden Band zu sehen, dass dieser im März des Jahres 1688 als Stadtschreiber in „der kayserlichen und landesfürstlichen Virtl Stadt Egenburg“ begonnen hat und im folgenden Band erkennen wir, dass er bis April 1874 hier tätig war. Die Tätigkeit des Stadtschreibers gehörte zu den höchstbezahlten in der Stadtverwaltung und die Jahresbesoldung belief sich auf 112 Gulden. Dominicus Altmann  war einer der beiden Urgroßväter mütterlicherseits von Wolfgang Amadeus Mozart.  (Absatz Schriftgrad 11)

Bis ins siebente Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts befand sich nun das Rathaus in diesem Gebäude, in der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts kamen noch das Bezirksgericht und das Steueramt dazu.

Mit dem Kauf des Hauses Kremserstraße 3 durch die Sparkasse wurden die Amtsräume der Gemeinde nun in das Erdgeschoß dieses Gebäudes verlegt, während die Sparkasse den ersten Stock als Geschäftsräume verwendete. In den Achtzigerjahren des 19. Jh. ließ Bürgermeister Johann Bibl den Nordtrakt des Münichhofes renovieren und die Fassade der Zeit entsprechend gestalten.

Während der Jahre 1938 bis 1945 befand sich die Ortsgruppenleitung der NSDAP im südlichen Teil des Hauses, Eingang Rathausstraße Nr. 3, im nördlichen Teil waren das Steueramt und das Bezirksgericht mit dem Eingang in der Eggenstraße Nr. 4, untergebracht.

Nach einer Gesamtrenovierung vor der Jahrtausendwende wurde schließlich das Eggenburger Bezirksgericht mit dem in Horn zusammengelegt.

Nach fast 500 Jahren befindet sich nun der Münichhof wieder in Privatbesitz. Die Stadtgemeinde Eggenburg verkaufte unter Bürgermeister Willibald Jordan das zum Großteil jahrelang leer stehende Gebäude an die Minichhof Immobilienverwertungs GmbH.

Seit 2010 befindet sich die Kassenvertragsordination für Innere Medizin (Dr. Oppeck) im Minichhof.

Burghard Gaspar

 

            - 1175

1175    - 1291

1291    - 1295

1295    - 1404 

1404    - 1434

1434    - 1514 

1514    - 1520

1520    - 2009 

2009    -
Wolfker von Egenburg

Stift Zwettl (Stift Klosterneuburg)

Malteser Ritterorden

Stift Zwettl

Stadtgemeinde Eggenburg

Stift Herzogenburg

Veit Rumpler

Stadtgemeinde Eggenburg

Minichhof Immobilienverwertungs GmbH

 

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